01.01. - 16.01. Griechenland/Kreta

Wohnmobil, Berge, Meer
Abschied von Elafonisi

Nachdem uns die wunderschöne Lagune von Elafonisi fast vier Wochen nicht losgelassen hat, starten wir heute am ersten Tag des neuen Jahres nach Richtung Paleochora. Unser Ziel liegt Luftlinie nur 10 km von unserem bisherigen Standort entfernt. Aber im gebirgigen Kreta hat das nichts zu sagen und so müssen wir rd. 50 km zurücklegen, bis wir auf der Halbinsel Grammeno kurz hinter Paleochora ankommen.

Kreta Weiße Berge Schnee

Wir haben den Parkplatz zwischen der Halbinsel und dem gleichnamigen CP ganz für uns allein und er bietet einen tollen Ausblick auf die schneebedeckten Berge mit dem Städtchen Paleochora im Vordergrund. Das ist schon ein kräftiges Kontrastprogramm zu unserem Südseestrand in Elafonisi.

Anschließend machen wir erst einmal eine kleine Wanderung über das Halbinselchen. Grammeno ist als Naturschutzarea ausgewiesen, aber auf uns macht die von unzähligen Trampfelpfaden durchzogene Halbinsel eher den Eindruck eines Naherholungsgebietes. Auf einer weiten Dühnenfläche spielt eine Familie Fußball – die hier wachsenden Strandlilien interessieren sie nicht, obwohl ein Schild dazu auffordert die seltenen Pflanzen zu schützen.

Blick auf Paleochora und die Weißen Berge
Blick auf Paleochora und die Weißen Berge

Anschließend statten wir dem Camping Grammeno einen Besuch ab. Es ist ein Sturmtief angesagt und wir sind nicht abgeneigt hier ein paar Tage zu verbringen, obwohl die sanitären Einrichtungen sehr zu wünschen übrig lassen. Was uns aber sehr schnell wieder weiterfahren lässt, ist die Meute herrenloser Hunde, die die Besitzerin aufgenommen hat und in einem Zwinger hält. Grundsätzlich ja ein löbliches Unterfangen, aber die Vierbeiner bellen und heulen in einem fort und wir stehen nur etwa 30 Meter vom Zwinger entfernt. Der englische Platzwart kann uns gut verstehen und gibt uns den Tipp den rd. 5 km entfernten Krios Beach anzufahren. Die Strecke dorthin führt durch ziemlich hässliche Foliengewächshausgebiete, aber der Strand bietet Parkflächen und außer dem leisen Bimmeln der Ziegenglocken herrscht wohltuende Ruhe.  Jetzt sind wir mal gerade 6 km von Elafonisi entfernt – aber wie gesagt Luftlinie halt. Der Wanderweg E4 führt auch direkt am Strand vorbei und bei schönem Wetter wäre das hier eine ideale Ausgangsbasis für eine lange Wanderung. Aber das Wetter ist alles andere als schön und nach einer kurzen Inaugenscheinnahme des Kiesstrandes – hier gibt es schön schwarz/weiß gemaserte Handschmeichlersteine – verziehen wir uns in den Sprinter.

Am nächsten Morgen ist das Wetter noch usseliger und wir beschließen zum Einkaufen nach Paleochora zu fahren. Das Städtchen gefällt uns ganz gut und Stellplatzmöglichkeiten gibt es reichlich. Am Ende der langen Strandpromenade finden wir einen geschützten Platz und beschließen vorerst hier zu bleiben. Bei dem fiesen Wetter hat ein Städtchen in der Nähe doch einige Vorteile. Am nächsten Tag trifft Kerstin hier ein – sie wartet auf ein Paket mit Hundefutter das sie zur hiesigen Postfiliale bestellt hat und wir lernen Freya kennen, die dringend Starthilfe braucht, da die Batterie ihres Van´s den Geist aufgegeben hat. Für geselligen Kontakt ist also gesorgt. Das ist auch gut so, denn das Wetter ist wirklich übel. Stürmisch, regnerisch und kalt – brr!

Wenn das Schlechtwetter mal kurz Pause macht, nutzen wir die wenigen Sonnenstunden zu Spaziergängen durch den Ort. Auf einem Hügel hinter der Stadt finden sich einige wenige Überreste eines Venezianischen Forts. Nicht sehr spannend, aber der Weg dorthin lohnt auf jeden Fall. Zwischen niedrigen Polsterstauden blühen hunderte großblütige Anemonen in blau, lila und magenta Tönen. Ein Hauch von Frühling und das mit gutem Ausblick auf Paleochora und die dahinter liegenden Levka Ori – die Weißen Berge. Dieses Gebirgsmassiv besteht aus mehreren Gipfel, die alle mehr oder weniger 2000 bis 2500 Meter erreichen und alles, was derzeit über ca. 900 Metern liegt ist schneeweiß und wird es auch recht lange bleiben.

Blick auf Paleochora - ausnahmsweise mal bei Sonnenschein.
Blick auf Paleochora - ausnahmsweise mal bei Sonnenschein.

Wanderung zum Anidri Beach

Nach mehreren Tagen Sturm und Regen sind wir es ziemlich leid im Sprinter herumzusitzen und unser Bewegungsdrang ist groß. Da kommt uns ein Sonnentag sehr gelegen und wir wandern mit Kerstin und ihren Hunden erst ein Stück in eine kleine Schlucht und dann auf einer gut befahrbaren Piste entlang der Küste in östliche Richtung. Ohne Umwege ist der Anidri Beach rd. 5 km von Paleochora entfernt und wenn nicht schon das nächste Sturmtief angesagt wäre, würden wir gerne mit dem Sprinter hierher kommen, bzw. den weiteren Verlauf der Piste erkunden.

Die Stürme der letzten Woche haben ihre Spuren auf der Insel hinterlassen. Erdrutsche und Steinschläge haben kurzfristig die Strecke an die Nordküste nach Chania unpassierbar gemacht und die Gebirgsregionen sind eingeschneit. Radio Kreta weiß zu berichten, dass der Schnee auf der Omfalos Hochebene zwei Meter hoch liegt und der Hafen von Chania und Rethymo unter Riesenwellen gelitten hat.

Am 08.01. haben wir endgültig genug vom „Schlechtwetteraussitzen“ und da auch der Bus wieder fährt, machen wir uns auf den Weg nach Chania. Es ist trübe und regnerisch und in den höheren Lagen liegt Schnee am Straßenrand, aber die Straßen sind von Steinen und Schlamm befreit – zumindest eine Spur – und wir kommen gut durch. In Chania stocken wir beim Lidl die Vorräte auf und unternehmen dann einen Versuch einen Platz auf dem großen Parkplatz in der Nähe der Sportarena zu bekommen. Hier tobt das Chaos – jede Menge Verkehr, die Straßen eng und vollgeparkt und der Parkplatz proppenvoll. Nichts wie raus hier. Der nur 3,5 km entfernte Iguana Beach ist das genaue Gegenteil – viel freie Parkflächen, ein kleiner Park, noch zwei andere Strände direkt daneben und wunderbar ruhig. Am nächsten Morgen rufen wir eine Taxe und lassen uns für 6 € in die Altstadt von Chania fahren. Das schont die Nerven. Der venezianische Hafen lädt zu einem Rundgang ein und bietet immer wieder schöne Aussichten auf alte und neue Gebäude. Leider haben die Museen im östlichen Teil des Hafens geschlossen und so wird es leider nichts mit der Besichtigung des Nachbaus eines alten minoischen Schiffes.

Hafen Chania
Agios-Nikolaos-Kirche Chania

Schon vom Hafen aus sehen wir vor dem Hintergrund der schneebedeckten Berge ein Minarett und einen christlichen Kirchturm extrem nahe beieinanderliegen. Bei unserem weiteren Rundgang entdecken wir zu unserer Überraschung, dass beide Türme zu ein und derselben Kirche gehören. Die Agios-Nikolaos-Kirche ist mit ihrem christlichem Glockenturm und dem islamischem Minarett wohl einzigartig. Sie wurde 1320 errichtet und gehörte zunächst zu einem Dominikanerkloster. Nach der osmanischen Eroberung Kretas erfolgte die Umwandlung in eine Moschee und anstelle des ursprünglichen Glockenturms erhielt sie ein Minarett. Anfang des 20. Jahrhunderts - nach der Umwidmung in eine griechisch-orthodoxe Kirche - wurde das Minarett nicht abgerissen, sondern an der anderen Seite ein Kirchturm angebaut.

Chania Altstadt

Von einem kleinen Hügel in der Nähe des Archäologischen Museums haben wir einen schönen Ausblick auf die gesamte Altstadt. Anschließend essen wir Souflaki-Spieße in einem Restaurant am Hafen und ich teile meine Portion redlich mit zwei Hafenkatzen. Der Sturm der letzten Woche hat an den Steinplattenbelägen der Uferpromenade ziemliche Schäden hinterlassen und das in der geschützten Hafenzone. Hinter dem Maritimen Museum an der Hafenausfahrt ist ein kleiner Park mit mehreren Parkflächen. Einige sind ausschließlich für die Anwohner reserviert, aber mit etwas Glück hätten wir hier fündig werden können.

Auf dem Rückweg schauen wir uns noch die alte Markthalle aus dem Jahre 1913 an. Leider haben nur sehr wenige Stände geöffnet. Von dort ist es nicht weit zum Platz 1866 auf dem die Statuen von berühmten kretischen Kämpfern stehen. Uns interessieren allerdings weniger diese Statuen als die hier wartenden Taxen, von denen eine uns wieder zurück zum Iguana Beach bringt, diesmal für 8 €.

Schnee Berge Kreta
Viele weiße Gipfel im Gebiet der Levka Ori - der "Weißen Berge".

Der Anblick der weißen Bergketten verlockt uns zu einer Ausflugstour ins Landesinnere. Über Vrises, die Askifou-Ebene bis kurz vor Imbros und Argyroupoli wollen wir einer Rundstrecke bis zum Kourna See folgen. Bis kurz vor Imbros klappt das auch ausgezeichnet, doch als wir dann Richtung Argyroupoli auf eine kleine Seitenstraße abbiegen, endet unsere Rundtour recht schnell im Schnee. Bis auf rd. 1000 Meter Höhe geht es noch ganz gut, aber hinter einem Berg ist dann Schluss. Die Straße ist nicht geräumt, der Schnell liegt ca. 20 cm hoch.

Bergziege Kreta, Ziege

Die direkte Umgebung ist gar nicht so schneereich, aber der Wind hat den Schnee auf der Straße abgeladen und im weiteren Verlauf sehen wir heftige Schneeverwehungen und kehren lieber um. Auf dem Rückweg begegnen wir dieser eindrucksvollen Tierpersönlichkeit - eindeutig die imposanteste Ziege, die wir je gesehen haben.

Hinter Georgioupoli verlassen wir die E90 und fahren über die EO90 über Episkopi und Agios Andreas bis nach Rethymno. Hier haben wir richtig viel Glück und finden einen Parkplatz direkt unterhalb des alten venezianischen Forts. Viel Glück deshalb, da gerade Wochenmarkt ist und es deshalb besonders voll ist. Wir bummeln als erstes über den Markt und kaufen auf Kreta gezogene Bananen, Kräutermischungen, riesige Radieschen und frisch gepressten und sofort tiefgefrorenen Granatapfelsaft. Anschließend machen wir einen Rundgang durch die Altstadt. Ehrlich gesagt hat uns Chania da deutlich besser gefallen. Im Sommer hat es hier bestimmt mehr Flair.

Blick vom venzianischen Fort in Rethymno auf die Levka Ori.
Blick vom venzianischen Fort in Rethymno auf die Levka Ori.

Interessant ist der Rundgang durch das aus dem späten 16. Jahrhundert stammende fünfeckige Fortezza, das auf einem Hügel über Rethymnon thront und von den Venezianern errichtet wurde. Die Burg ist bei weitem die größte Festung auf Kreta, ihre mächtige Festungsmauer ist fast 1,5 km lang. Der Besuch der Festung in der Winterzeit hat Vor- und Nachteile. Generell freuen wir uns, dass überhaupt geöffnet ist und da es sich wohl nicht lohnt den Eintritt zu erheben, können wir kostenfrei durch die Anlage schlendern. Leider sind aber auch die interessanten Gebäude im Inneren der Fortezza – allen voran die imposante Sultan Ibrahim Han Moschee – nicht geöffnet.

Fort Rethymno, Sultan Ibrahim Han Moschee

Von Rethymno fahren wir zum Kloster Arkadi. Dieses Kloster ist eine der wichtigsten Abteien Kretas und eines der bekanntesten nationalen Denkmäler Griechenlands. Die Klosterkirche war bis zur Einführung des Euro auf dem 100-Drachmen-Schein abgebildet. Die Bedeutung des Klosters kann man nur verstehen, wenn man seine tragische Vergangenheit kennt, in der es im Rahmen des kretischen Aufstandes von 1866 gegen die Türken zu einem Symbol des Befreiungskampfes wurde.

Kloster Arkadi

Von Rethymno fahren wir zum Kloster Arkadi. Dieses Kloster ist eine der wichtigsten Abteien Kretas und eines der bekanntesten nationalen Denkmäler Griechenlands. Die Klosterkirche war bis zur Einführung des Euro auf dem 100-Drachmen-Schein abgebildet. Die Bedeutung des Klosters kann man nur verstehen, wenn man seine tragische Vergangenheit kennt, in der es im Rahmen des kretischen Aufstandes von 1866 gegen die Türken zu einem Symbol des Befreiungskampfes wurde.

Damals waren ca. 950 Kreter im Arkadi-Kloster versammelt, die gegen die seit 1669 bestehende osmanische Herrschaft rebellierten. Am 8. November 1866 stürmten die Türken das Kloster und einen Tag später verschanzten sich die letzten Überlebenden, hauptsächlich Frauen und Kinder, im ehemaligen Weinkeller des Klosters, der zu der Zeit als Munitionslager diente. Ohne Aussicht auf Rettung zündeten sie den gesamten Sprengstoff, der dort gelagert wurde. Die gewaltige Explosion riss die Belagerten sowie die eindringenden Angreifer in den Tod und ging als „Drama von Arkadi“ in die Geschichte ein. Das tragische Ereignis erregte international Aufsehen und 1898 – nach weiteren zahlreichen Verhandlungen und Konflikten – wurde Kreta schließlich unabhängig.

Kloster Arkadi

Die Gedanken an dieses dramatische Ereignis begleiteten uns bei jedem Schritt auf dem Klostergelände. Sei es in den Ausstellungsräumen, die Berichte von Zeitzeugen aufführen, Bilder der Widerstandskämpfer zeigen und natürlich ganz besonders beim Blick auf Lithografie und Gedenktafel im Pulvermagazin.

Aber auch alte Bücher aus dem 18. Jahrhundert sind ausgestellt und es wird auf die herausragende Werkstatt des Klosters für Goldstickereien hingewiesen, die im 17. Jahrhundert über 200 Jahre lang von hier in alle Welt exportiert wurden.

Die alte Klosterkirche hat ein ganz besonderes Flair und entlang den langen Bogengängen kann besichtigt werden, wie früher die Mönche hier wohnten.

Vom Kloster Arkadi aus machen wir eine kleine Tour durch das Landesinnere. Kurz nach Kouroutes folgen wir der 9111 über Platanos, Voriza, Zaros und Gergeri. Die Strecke ist nicht spektakulär, aber landschaftlich attraktiv.

Direkt hinter dem Örtchen Gergeri wurde ein großer, kreisrunder See angelegt. Er dient wohl als Naherholungsgebiet und als Wasserreservoire gleichzeitig. Die kleine Taverne am Seerand ist proppenvoll und auf der Terrasse badet eine Ente in einem Blumentopf. Vermutlich ist das Wasser in dem kleinen Gefäß deutlich wärmer als im See. Nach einem Spaziergang um den See fahren wir kurz darauf über die Schnellstraße EO97 nach Heraklion.

Stausee bei Gergeri

Die Nacht verbringen wir auf einem großen Platz in der Nähe des Fußballstadions und am nächsten Morgen fahren wir noch etwas Stadteinwärts zum Parkplatz an der Strandpromenade (Nähe Envy Restaurant). Hier stehen wir recht zentral und können die Altstadt gut zu Fuß erreichen.

 

Was die Atmosphäre der Altstädte angeht, fahren wir gerade sozusagen in die falsche Richtung. Chania war schön, Rethmnon ging so und Heraklion – na ja, da muss man nach „Atmosphäre“ schon ziemlich suchen. Wir geben diese Suche auch recht schnell auf und verlagern unser Interesse auf Bildung – unser Ziel ist das Archäologische Museum.

 

Das Archäologische Museum in Heraklion gilt als nach dem Nationalmuseum in Athen als die bedeutendste Antikensammlung Griechenlands. Im Erdgeschoss befinden sich die Minoische Sammlung in insgesamt 14 Sälen. Leider ist das Obergeschoss mit den minoischen Fresken und der griechisch – römischen Sammlung nicht zugänglich. Die Sammlung ist nach Zeitepochen gegliedert und schön präsentiert. Zwar sind auch hier die Glasscheiben der Vitrinen nicht entspiegelt, aber die Beleuchtung ist so gut angebracht, das man beim Betrachten bzw. Fotografieren nur minimal beeinträchtigt wird. Auffällig ist die Vorliebe der Minoer für den Stier – von der kleinen Tonfigur über die vielfältigen Stierkopfrhyta bis zu den Fresken der Stierspringer. Die Haupt-Fundorte der Exponate sind die archäologischen Stätten von Knossos, Phaistos, Agia Triada und Kato Zakros.

 

Zu den berühmtesten Objekten gehören ein Eberzahnhelm, die Wandmalerei eines Stierspringers, ein Steinsarg aus Agia Triada, das Stierkopf-Rhyton aus Knossos, der berühmte Diskos von Phaistos und die wohl noch berühmteren Schlangengöttinnen (Knossos).

Diskos von Phaistos Museum Heraklion

Diskos von Phaistos Die völlig unbe-schädigte Tonscheibe wurde in einem kleinen Raum im Phaistos-Palast entdeckt und ist auf beiden Seiten mit der minoischen Bilderschrift versehen. Die spiralförmig gedruckte Inschrift mit 45 verschiedenen Zeichen gilt als frühestes bekanntes Beispiel der Typografie. Der Text wurde bis heute allerdings nicht enträtselt.

 

Schlangengöttinnen Knossos Museum Heraklion

Die Schlangengöttinnen aus Fayence

Die beiden Figuren zählen wohl zu den schönsten Skulpturen die von der minoischen Kultur gefunden wurden. Sie stammen aus der Schatzkammer des Palastes von Knossos und sind rund 4.000 Jahre alt. Sehr detailliert wurden die Schlangen, die minoischen Gewänder und bei der kleineren Statue sogar ein Panther als Kopfschmuck dargestellt.

Stierkopf-Rython

Besonders schön ist das Stierkopf-Rhyton aus schwarzem Stein mit den vergoldeten Hörnern. Es stammt aus dem kleinen Palast von Knossos (1600–1450 v. Chr.). Die linke Seite des Kopfes wurde so gut restauriert, dass man es erst sieht, wenn man den Hinweis gelesen hat. Ein Rython ist übrigends ein Trink- oder Spendengefäß zum Ausgießen von Trankopfern durch eine Öffnung im unteren Bereich.

Das ein Hundeleben als Streuner auf Kreta nicht immer etwas schlimmes seien muss, merken wir, als wir auf dem Rückweg zum Sprinter in einem sehr gut gefüllten Lokal einkehren. Auf einer gemütlichen Bank mit Kissen liegt ein zotteliger aber gut genährter Streuner und schläft tief. Er gehört eindeutig keinem der Gäste, wird aber überhaupt nicht beachtet und wie selbstverständlich toleriert. Auch als zwei – ebenfalls gut genährte – Artgenossen auftauchen um an meinem Hühnchen zu partizipieren, verscheucht sie niemand. Die schlafende Fellnase ist wohl noch zu satt um sich seinen beiden Artgenossen anzuschließen, die unseren Tisch belagern. Sie wälzt sich auf den Rücken, streckt alle Viere von sich und schläft weiter.

Am 14.01. fahren wir von Heraklion über Mochos und Ano Kera zur Lasithi Hochebene. Die flache Ebene liegt auf 830 Metern Seehöhe und ist die fruchtbarste Region und die größte Hochebene (10km lang und 7km breit) auf Kreta. Der Grund der Ebene wird seit alters her landwirtschaftlich genutzt. Die Dörfer wurden deshalb alle an die Flanken der umliegenden Berge gebaut. Sie hat aber auch einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Zu den bekanntesten gehören ihre leider ziemlich vernachlässigt aussehenden Windmühlen und die Geburtshöhle von Göttervater Zeus, die im Winter - genau - geschlossen ist.

Windmühlen Lasithi Hochebene Kreta

An der Passhöhe erwartet uns eine Reihe großer Windmühlen und kurz darauf ein Ausblick über die Ebene und die schneebedeckten Berge des Dhikti Ori Gebirges. Über den Gipfel des höchsten Berges, des Spathi (2148 m) kriechen ein paar Wolken, ansonsten scheint heute mal wieder die Sonne – ideal für diese Tour. In der Ebene angekommen folgen wir der ca. 23 km langen Ringstraße entgegen des Uhrzeigers. Da die Zeus-Höhle genau wie die Tavernen geschlossen hat bleibt uns nur die Rundfahrt. Selbst eine Wanderung durch die Ebene würde keinen Sinn machen, da sie von Pfützen und kleinen Seen übersät ist.

Lasithi Hochebene, Kreta, Schnee auf den Bergen

Die Hochebene ist schneefrei und auch bei der Hinfahrt haben wir keinen Schnee entlang der Straße gesehen. Umso überraschter sind wir, als wir die Ringstraße verlassen und kurz hinter Mesa Lasithi in eine Winterlandschaft eintauchen. Die Straße ist zumindest einspurig geräumt, aber der Schnee liegt richtig hoch am Straßenrand und wir genießen die Fahrt durch die weiße Pracht. Soviel Schnee hatten wir schon lange nicht mehr und das auf Kreta – das hätten wir nicht gedacht.

Schnee, Berge, Kreta, Winterlandschaft

Unsere weitere Strecke führt bis Neapoli und dann zurück über die EO90 zum Cretaquarium bei Gournes. Das Aquarium liegt in der Nähe eines steinigen Strandes und einer größeren Industriebrache. Keine wirklich schöne Umgebung, aber ruhig. Da der Wetterbericht mal wieder Regen verheißt, wollen wir den morgigen Tag auf bequeme Art und Weise mal der Unterwasserwelt Kretas widmen.

Insgesamt über 3 Stunden tauchen wir – im übertragenen Wortsinn - in die faszinierende Unterwasserwelt ein. Um den Thalassocosmos des Cretaquariums zu erkunden folgt man einem Rundweg, der zwischen riesigen Becken mit Sand- und anderen Haien, aber auch ganz kleinen Becken mit speziellen Meeresbewohnern, hindurchführt. Die Gänge sind nur minimal, die Becken mit den Fischen hingegen hell beleuchtet. Das erleichtert die Beobachtung und macht auch Fotos – ohne Blitz versteht sich – etwas einfacher.

Cretaquarium, Sandhaie, Kreta

Mit einem Audioguide kann man über ein Nummernsystem an jedem Becken und zu fast jeder Fischart Informationen in der entsprechend gewünschten Sprache abrufen. Das funktioniert leider nicht immer, aber meistens und ist sehr informativ. Vorher wussten wir auf jeden Fall nicht, dass einige Seesterne kein Geschlecht ausbilden, weil sie sich einfach teilen können und Zackenbarsche bis zum Alter von 12 Jahren allesamt weiblich sind. Erst dann verwandeln sie sich in männliche Tiere!

Das Cretaquarium ist vielleicht nicht so groß, aber es hat schon etwas, vor dem großen Becken mit den Haien zu sitzen, fast nur beleuchtet von den umgebenden Aquarien und dabei den Klängen von Enya zu lauschen! Aber nicht nur die großen Fische faszinieren.

Cretaquarium, Oktupus
Kleiner Oktupus - anfangs etwas schüchtern ...

Vor allem ein lebhafter kleiner Oktupus hat es uns angetan.

Er hockt in einer Felsspalte und beobachtet uns genauso wie wir ihn. Etwas entfernt liegt ein übriggebliebener Futterfisch und der kleine Krake kann sich nicht entscheiden, ob er auf Futtersuche gehen soll oder sich vor uns lieber in seiner Felsspalte versteckt. Letztlich siegt aber der Appetit und wir können ihn in voller Aktion erleben.

 

Cretaquarium, Oktupus
... später dann sehr agil.

Ein weiteres Highlight, das zu meditativen Betrachtungen einlädt, ist ein großes, blau beleuchtetes Becken in dem ruhig und scheinbar schwerelos weißes Medusen schweben. Es handelt sich um Ohrenquallen (Aurelia aurita), die nicht der Natur entnommen wurden, sondern hier im Cretaquarium gezüchtet wurden.

Über den Audioguide erfährt man u.a. auch, dass die derzeit etwas phlegmatisch wirkende Carettschildkröte verletzt aufgenommen wurde und mehrere Versuche zur Auswilderung daran scheiterten, dass sie wiederholt Plastik fraß. Vermutlich hätte sie in dem Becken mit dem ausgestellten Meeresmüll – und seiner Verweildauer im Naturkreislauf – ihre helle Freude gehabt. Nur halt nicht lange!

Bis auf ein Becken am Schluss widmet sich das Aquarium der Meeresfauna rund um Kreta zu der inzwischen auch zugewanderte bzw. eingeschleppte Arten wie der Rotfeuerfisch gehören. In diesem letzten Becken tummeln sich Arten aus tropischen Gewässern mit extrem auffälligen Farben und Formen. Nasenbären kennt man ja – aber Nasenfische?

Als wir kurz vor Toresschluss das Aquarium verlassen, erhalten wir ein Lob der Mitarbeiterin an der Kasse – so lange wie wir würde kaum jemand hier verweilen, aber die Deutschen – sagt sie – sind dafür bekannt, sich genau zu informieren.

Das mit dem informieren tun wir dann am nächsten Tag auch in Malia, wo die Ruinen eines weiteren, bekannten minoischen Palastes anzuschauen sind. Der Tag ist wolkenverhangen und wir sind die ersten und einzigen Besucher. Die Mitarbeiterin scheint verwundert, dass überhaupt jemand kommt und schließt uns das kleine Info-Häuschen auf. Hier sind einige rekonstruierte Modelle der Palastanlagen aufgebaut. Also – ich bin ja diesbezüglich nicht fachlich bewandert, aber das Modell würde ich an einem anderen Ort eher für den geplanten Neubau einer Hochschule oder etwas ähnlichem halten als für einen minoischen Palast.

Der erste Palast Malias wurde vermutlich etwa 1900 v. Chr. errichtet und zwischen 1750 und 1700 v. Chr. durch ein schweres Erdbeben zerstört. Schon wenige Jahrzehnte später wurde er an derselben Stelle noch größer wieder aufgebaut. Die meisten der heute sichtbaren Ruinen stammen aus dieser zweiten Periode. Um 1450 v. Chr. wurde Malia erneut zerstört, ungefähr zur selben Zeit wie auch die Paläste von Phaistos und Kato Zarkos. Brandspuren an den Mauern des Palastes deuten auf eine feindliche Eroberung.

Bienen von Malia

 

Ein Wahrzeichen des Palastes ist die Biene Maja. Äh sorry – die Biene von Malia. So nennt man einen goldenen Anhänger der hier entdeckt wurde und im Archäologischen Museum von Heraklion ausgestellt wird. Das Schmuckstück wurde zwischen 1800 und 1700 v. Chr. hergestellt und gilt als Meisterwerk der Minoischen Kunst.

 

Unser nächster Stopp ist in Agios Nikolaos, eine mittelgroßen Küstenstadt. Durch Zufall finden wir einen Parkplatz an der Hauptstraße in der Innenstadt, nachdem wir auf dem dort ausgewiesenen Parkplatz keine Chance gehabt hätten. Er ist hoffnungslos überfüllt und zudem noch mit jeder Menge niedriger Olivenbäume bewachsen (Tipp: kostenpflichtiger Parkplatz an der Marina bietet bessere Chancen, Womo 6 € mit Übernachtung). Wir gehen zu dem Voulismeni See, der einen schönen Überblick auf die untere Stadt und das Meer bietet und spazieren dann um den See und durch einige Straßen der Altstadt.

Agios Nikolaos

Anschließend fahren wir weiter bis in das Örtchen Kavousi. Dort soll es einen uralten Olivenbaum geben und den möchten wir gerne sehen. Die Abzweigungen, die uns unser Navi im Ort anbietet scheiden bei erster Inaugenscheinnahme sofort aus. Das sind Gassen, keine Straßen. Direkt am Ortsausgang zweigt eine kleine Straße ab, die machbar ist und sich nach einigen 100 Metern in eine Piste verwandelt. Es ist alles sehr eng, aber je weiter wir den Berghang nach oben kommen, umso breiter wird die Piste. Nach einiger Zeit finden wir einen Parkplatz auf dem wir niemanden behindern und gehen die restliche Strecke zu Fuß. Hier stoßen wir wieder auf den E4, dessen teils gepflasterter Weg derzeit ein Bachlauf ist. Zumindest ist der Olivenbaum ausgeschildert und als wir ihn erreichen sind wir beeindruckt.

So ein mächtiges Exemplar haben wir noch nicht gesehen. Eine Infotafel verkündet, dass es sich bei dem Baum um einen gemeinen europäischen Olivenbaum (Olea Europea "Mastoidis") handelt. Der größte Umfang des Stamms - auf 80 cm Höhe gemessen – beträgt 4,90 Meter und die Ausbreitung der Krone 14,20 Meter. Die Schätzung seines Alter beruht auf der Annahme eines jährlichen Ringwachstums des Stamms von 0,75mm und danach wird das Alter des Baums auf ungefähr 3250 Jahre geschätzt.

Mond

Man geht davon aus, dass dieser Baum in der minoischen Nachpalastzeit (1350 - 1100 v. Chr.) zu wachsen begann. Beeindruckt von einem so uralten Lebewesen gehen wir die Straße durch die Felder mit seinen deutlich jüngeren Artverwandten zurück und verbringen eine sehr ruhige und nur vom Mond erhellte Nacht.